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Die historische Tanzlinde in Peesten

Die Tanzlinde prägte als Wahrzeichen über drei Jahrhunderte lang den alten Ortskern von Peesten.

Die Tanzlinde in Peesten war in ihrer würfelförmigen Form einzigartig in Europa.

Erstmals erwähnt wurde die Linde in einer Gemeinderechnung von 1657. Dieser Notiz ist zu entnehmen, dass der Baum zwischen 1550 und 1600 gepflanzt wurde. Unter der ständigen Obhut der Gemeinde Peesten entwickelte er sich zu einem sehenswerten künstlichen Gebilde, das die ältere Generation noch als Tanzlinde kennt.

Hier finden Sie historische Bilder der Tanzlinde.

Im Jahr 1858 wird die Linde folgendermaßen beschrieben:

„Auf den weithin ausgebreiteten Ästen befindet sich ein 87 m² großer Baumsaal, zu dem man auf einer 22 Stufen zählenden steinernen Wendeltreppe mit eisernem Geländer hinaufsteigt. Der Boden dieses Lindensaales ist mit Dielen von Eichenholz belegt und die Umfassungswände sind ebenfalls aus grün gestrichenem Eichenholz, an welchem sich die Äste des Baumes hinziehen und eine dichte Laubwand bilden. In den Baumsaal führt eine breite Tür. Aus 11 Fensteröffnungen, von denen jede 90 cm breit und 120 cm hoch ist, genießt man eine freie Aussicht in die sehr anmutige Umgebung und das Maintal.

Der künstliche Bau ruht, sofern er nicht vom Baum selbst getragen wird, auf 12 am äußersten Rande stehenden steinernen Säulen. Die Höhe des Saales vom Boden bis zur Decke beträgt 2,10 m, und es ließe sich derselbe leicht mit einer zweiten Etage versehen. Der Durchmesser des Baumes ist 1,20 m. Die vier größten Äste, in welche der Stamm oben auseinander geht, haben einen Durchmesser von einem halben Meter."

Eine Vorstellung von der Größe des Baumsaales kann man sich machen, wenn man weiß, dass ein 1808 im Dorfe zur Besatzung stehender französischer Hauptmann seine Kompanie beim Verleseappell auf dem Baum zu versammeln pflegte, und dass diese grüne luftige Halle Raum bot, 200 Essgedecke zu stellen.

Auch die gräflich Giech’sche Familie weilte der Überlieferung nach bei ihren Besuchen im Peestener Schloss oft auf der gegenüber liegenden Tanzlinde, um hier im Schatten des Blätterdaches mit ihrem Gefolge zu speisen und Konversation zu betreiben.

Das hohe Alter, die Einflüsse der Witterung und mangelnde Pflege während des 2. Weltkrieges schwächten die Linde jedoch so sehr, dass in den Nachkriegsjahren nur noch ein unansehnlicher Baumstumpf übrig blieb. Auf Veranlassung des Landesamtes für Denkmalpflege blieb der Gemeinde im Jahre 1947 keine andere Wahl mehr, als die letzten Reste der Linde zu beseitigen.

Am 07.03.1950 wurde eine neue Linde gepflanzt, die jedoch nicht anwurzelte. Erst die zweite, im darauf folgenden Jahr eingesetzte Sommerlinde, die eine Flaschenpost in ihrem Wurzelwerk trägt, wuchs an und grünt seitdem am Platz des alten Kultur- und Naturdenkmals.

Diese Linde wurzelte nicht an, eine Neupflanzung erfolgte 1951.

1976 wurde die Größe des Lindenbaums mit 7 m angegeben, doch war sie im Wuchs noch nicht so weit, dass man sie durch menschlichen Eingriff in eine bestimmte Form bringen konnte. Dies geschah jedoch in den folgenden Jahren regelmäßig unter der Verantwortung der Gemeinde.

1994 erhielt die Linde neue Balkenaufleger aus Eichenholz, die am  18. September 1994, anlässlich der 700jährigen Jubiläumsfeier von Peesten, eingeweiht wurden.